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Ein Berg in Händen der "Partei"

Der "Göhlstein" im Visier der Nazis

Im Rahmen der rücksichtslosen Umgestaltung des einst idyllischen Fremdenverkehrsorts Obersalzberg in den Jahren 1935-1942 zu einem hermetisch abgeriegelten Nebenregierungssitz für die führenden Köpfe des NS-Regimes rückte auch der benachbarte "Kehlstein" in das Blickfeld der Machthaber. Der Name des Bergs rührt vom daneben liegenden "Hohen Göll" (2225m) her - in alten Karten erscheint die Bezeichnung "Göhl-Stein" - also ein dem "Göll" vorgelagerter Bergrücken. Der Kehlstein war schon zu Zeiten der Berchtesgadener Fürstpröpste beliebtes Jagdrevier, mehrere Almen standen rund um den Berg, in den reichen Wäldern am Fuße des Bergs verrichteten Köhler und Holzknechte ihr Handwerk, Pfade und Steige für die Bauern und Jäger durchzogen die hochalpine Landschaft.

Den Berg "bezwingen"

Als "Bauherr" des Obersalzbergs gab Reichsleiter Martin Bormann Ende des Jahres 1936 anlässlich des Ankaufs des Kehlsteins den Auftrag, den unzugänglichen Berg durch eine Straße zu erschließen und am Gipfel einen Aussichtspunkt zu schaffen. Aufwendige Vermessungsarbeiten begannen - die Planung oblag dem "Generalinspektor für das deutsche Straßenwesen" Dr.Ing. Fritz Todt. Nur wenige Monate später wurde der Auftrag um eine "feste Unterkunft am Gipfel" erweitert - ein Ort der Repräsentation sollte schließlich daraus werden, das "Teehaus am Kehlstein".

85 Cent pro Quadratmeter

Durch seine exponierte Lage überthronte der Kehlstein den "heiligen Berg der Deutschen", wie man den 800 Meter tiefer gelegenen Obersalzberg im verherrlichenden Jargon der NS-Propaganda euphorisch taufte. Es bestand der Wunsch, ihn in das "Sperrgebiet" einzugliedern. Das knapp 700 Hektar große Bergareal wurde unter Druck vom Freistaat Bayern an die "Verwaltung Obersalzberg" verkauft; der Preis betrug nach heutiger Rechnung sechs Millionen Euro.

Politische Bedeutung und Nutzung

Hitler war nur kurz begeistert

Das Kehlsteinhaus war weder ein wichtiger Baustein des damaligen Regierungsbetriebs, noch war es für den "Privatmann Hitler" - wie er von der Propaganda am Obersalzberg inszeniert wurde - von allzu großer Bedeutung. Es war ein Prestige-Objekt Martin Bormanns, das dessen Fähigkeiten als "Bauherr" des Obersalzbergs unmissverständlich unterstreichen sollte. Bormann - der alleinige Initiator des Projektes Kehlstein - genoss das uneingeschränkte Vertrauen Hitlers und bewies im Laufe seiner Obersalzberger Verwaltungsherrschaft immer wieder ein erstaunliches Talent, von Hitler gebilligte "Grundideen" in Form ambitionierter Bauten zu vollenden - selbstverständlich außerhalb jedes vernünftigen Kostenrahmens.
Aus dem "Rundweg Kehlstein" wurde die Kehlsteinstraße mit drei ausgedehnten Nebenstrecken und aus dem "befestigten Aussichtspunkt" wurde das "Kehlsteinhaus". Nach einer anfänglichen "Begeisterungsphase" im Herbst 1938 verlor Hitler das Interesse am Kehlstein und kehrte zu seinen Routinebesuchen ins "Mooslander Teehaus" am Obersalzberg zurück. Die Ausflüge zum Kehlstein waren ihm zu kompliziert, zeitaufwendig und auch zu gefährlich. Neben dem exponierten "Aufzugsmaschinenraum" am Dach, der laut Hitler eine enorme Blitzgefahr darstellte, fürchtete er auch insgeheim bereits 1939 einen symbolischen Überraschungsangriff britischer Bomber auf das ungeschützte Objekt. Trotz der heute mit 150 Millionen Euro bezifferten Baukosten blieb das Objekt "Kehlstein" für Hitler Nebensache.

Als politischer oder diplomatischer Verhandlungsort wurde das Kehlsteinhaus kaum genutzt. Hitler lehnte es zu solchen Zwecken ab, da er stets in seinen "eigenen vier Wänden" - dem Berghof - verhandeln wollte. Der italienische Außenminister Graf Galeazzo Ciano und der französische Botschafter André François Poncet sowie die italienische Kronprinzessin Marie-Josés zählten neben dem Schweizer Völkerbundkommissar Prof. Carl Jacob Burckhardt zu den wenigen prominenten Besuchern des Kehlsteins.

Insgesamt sind 14 Besuche Hitlers am Kehlstein festgehalten, alleine neun davon im Herbst 1938. Nach Kriegsbeginn 1939 fuhr Hitler nur noch einmal hinauf. Begleitet haben ihn meist Parteigenossen wie Heinrich Himmler, Dr. Fritz Todt, Joachim von Ribbentrop, Joseph Goebbels, Gauleiter Adolf Wagner und der Chef der Deutschen Arbeitsfront Robert Ley.

Strategisches Angriffsziel Kehlstein

Ein unterirdisches Hauptquartier

Besonders der amerikanische Geheimdienst vermutete aufgrund einiger Aussagen von Kriegsgefangenen tief im inneren des Kehlsteins ein unterirdisches Hauptquartier, von dem aus "die letzten Handlungen des Krieges befohlen werden könnten". Eine falsche Einschätzung, denn 800 Meter tiefer - am Obersalzberg - entstand das tatsächliche unterirdische Hauptquartier mit über fünf Kilometern Gängen und Kavernen. Eine detaillierte Anleitung zur Bombardierung des Geländes lag bereits im Oktober 1944 vor, doch der geeignete Zeitpunkt kam erst Ende April 1945, als man die letzte Chance Hitlers, sein Hauptquartier aus dem belagerten Berlin in den Süden zu verlegen, durch die Zerstörung des Obersalzbergs endgültig ausräumen wollte. Am Vormittag des 25. April 1945 flogen nahezu 400 britische und etwa 80 US-Bomber einen Großangriff auf den Obersalzberg und das Kehlsteinhaus, doch selbst die 6 000 Kilogramm schweren "Tallboy" - Bomben verfehlten eines der beiden Hauptziele - das Kehlsteinhaus. Völlig unbeschadet überstand es den Angriff.

Besatzungszeit - das "Eagle's Nest"

Das "Eagle's Nest" - Sehenswürdigkeit für die Militärprominenz

"The last prize" - die letzte Errungenschaft -, so gingen der Obersalzberg und das Kehlsteinhaus in die US-Militärgeschichte ein. Symbol dieses letzten Kriegsakts wurde nicht der bombardierte "Berghof", sondern das unversehrte "Eagle's Nest". Bereits im Mai 1945 begann ein regelrechter Kriegstourismus zum Kehlstein. Der örtliche Militärkommandant stellte Jeeps ab, mit denen Persönlichkeiten und Militärs aus den USA, Großbritannien und sogar aus der Sowjetunion auf den Kehlstein gebracht wurden. Für ganz besondere Besucher, wie etwa General Dwight D. Eisenhower, oder eiflussreiche Senatoren wie Burton Wheeler wurden auch die in Berchtesgaden konfiszierten Mercedes-Limousinen der NS-Prominenz wieder fahrtüchtig gemacht. Von 1945 bis 1951 besuchten Zehntausende die vermeintliche "Bergfestung", wie der Kehlstein oft genannt wurde.

Quelle: Geschichte des Kehlsteins - ein Berg verändert sein Gesicht

Kehlsteinhaus

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